Zurzeit ist es gar nicht mehr so einfach, sich zu entscheiden welcher Atomskandal zuerst zu bearbeiten ist“, stellt der Vorsitzende der SPD Uelzen/Lüchow-Dannenberg, Klaus-Peter Dehde, anlässlich der immer neuen Informationen aus dem Atomkonzern Vattenfall fest. „Eines kann jedoch wieder festgestellt werden: Die Atomlobby kann die Vorfälle immer weniger vertuschen!“
Auch aus Schweden kommen immer neue Horrormeldungen über Zwischenfälle, die selbst in der verharmlosenden Störfallkatalogisierung der Atomwirtschaft nicht mehr kleingeredet werden können.

Da ist es nicht mal mehr ein Bauernopfer, wenn der Leiter von Krümmel von seinen Aufgaben entbunden wird, weil er nicht sichergestellt hat, dass ein offensichtlich wesentliches Kontrollgerät nicht eingebaut worden ist – und das anscheinend bereits seit zwei Jahren nicht. Deutlich ist, dass es sich bei derartigen Vorgängen nicht um Einzelfälle handelt. Vielmehr drängen sich Parallelen auch zu anderen Atomanlagen auf.

„Ob es nun Brokdorf oder Biblis ist, stets werden die Vorgänge verharmlost“, führt Dehde für die hiesige SPD aus. „Dabei ist nicht mehr zu tolerieren, dass die Anlagenbetreiber eine derartige Selbständigkeit bei der Sicherheitsprüfung haben, die dann womöglich noch durch den TÜV bestätigt wird, obwohl auch hier Zweifel an der Neutralität angebracht sind. Wie anders ist denn wohl sonst zu erklären, dass Mängel wie in Krümmel erst anlässlich einer erneuten Notfallabschaltung oder - wie die Atomlobby sie gern nennt einer Schnellabschaltung – festgestellt werden konnte.“

„Zur Vorsicht rate ich allerdings, wenn die Forderung erhoben wird, die Atomaufsicht auf Bundesebene zu zentralisieren!“, äußert Dehde sich skeptisch zu dem Vorschlag von Bundesumweltminister Gabriel. „Man stelle sich einmal vor, Gabriels Amtsvorgängerin Merkel, die in Gorleben radioaktive Verseuchung von Castorbehältern mit dem Verschütten von Backpulver beim Backen verglichen hatte, sei heute für die Aufsicht über Krümmel oder Brokdorf oder die Asse verantwortlich. Das ist eine Vorstellung, die ähnlich grausam ist, wie die heutige Amtsführung des Niedersächsischen Ministers im Umweltministerium. Dieser Konflikt ließe sich wahrscheinlich nur durch die Schaffung einer unabhängigen Institution mit entsprechenden personellen und finanziellen Ressourcen auflösen. Im Haushaltswesen haben wir Rechnungshöfe, warum haben wir in der Atomaufsicht keine Unabhängigkeit?“, fragt Dehde abschließend.