Vor wenigen Tagen fand eine weitere Dialogveranstaltung zur Erstellung des Regierungsprogrammes ab 2013 statt. Das Thema des Abends war gute Bildung. Als Referentin stand Frauke Heiligenstadt, Mitglied des Niedersächsischen Landtages und schulpolitische Sprecherin, zur Verfügung. Im Podium saßen Maren Kurpierz, DRK-Fachberaterin für Kindertagesstätten, und Annette Schneider, Leiterin der Grundschule Wrestedt. Sylvia Meier, SPD-Landtagskandidatin für den Wahlkreis Uelzen, moderierte den Abend.

Die FachbereichsvertreterInnen beschrieben ihre Erfahrungen und erläuterten notwendige Änderungen.
Maren Kurpierz berichtete von ihren Erfahrungen im Bereich der KiTa‘s: immer mehr Kinder mit sehr unterschiedlichen Vorerfahrungen besuchen Kinderbetreuungseinrichtungen - hier werden die Erzieherinnen und Erzieher sehr gefordert. Bei den bestehenden Gruppengrößen und der bisherigen Anzahl von ErzieherInnen sei dies im Hinblick auf individuelle Förderung und Betreuung der Kinder sehr schwierig.
Annette Schneider forderte die SPD dazu auf, den schwarz-gelben IGS-Erlass zurückzunehmen oder zu überarbeiten. Die Fünfzügigkeit dürfe als Hürde nicht erhalten bleiben. Gerade im ländlichen Raum müsste auch eine Drei- oder Vierzügigkeit nicht nur als Ausnahme möglich sein. Auch im Ganztagsschulbereich sieht Frau Schneider dringenden Handlungsbedarf. Diesen verdeutliche die neue OECD-Studie: immer noch hängt die Bildungsbiografie von Kindern von der Bildungsbiografie der Eltern ab - dies müsse sich ändern, dafür leisten Ganztagsschulen, in denen die Kinder nicht „nur“ betreut, sondern auch individuell gefordert und gefördert werden, einen wichtigen Beitrag.
Annette Schneider sprach außerdem das schwierige Thema der Schulstandortschließung an: gerade im Hinblick auf die Entwicklung der Schülerzahlen steht diese Diskussion im Raum - aber zuvor müsse das Land ein Konzept zur Qualität von Grundschulen vorlegen, in dem inhaltliche Kriterien für Grundschulen vorgegeben werden - erst wenn eine Grundschule diese Kriterien wegen zu wenig Schülern oder Lehrstellen nicht mehr erfüllen kann, sollte über eine Standortschließung nachgedacht werden. Ein solchen Konzept fehlt bis jetzt völlig.
Der Bereich der Schulsozialarbeit wurde ernsthaft diskutiert: Alle waren sich einig: die Schulsozialarbeit muss gestärkt werden. Dringenden Handlungsbedarf sieht Annette Schneider auch im Bereich der Schulpsychologen: Zur Zeit ist für 32.000 Schüler ein Schulpsychologe zuständig - auch hier muss nachgebessert werden.
Ein weiteres wichtiges Thema war der vermehrte Verwaltungsaufwand, dem Schulmitarbeiter heute im Rahmen der eigenverantwortlichen Schule gegenüberstehen: Angefangen von Sekretärinnen, die für die z.T. inzwischen hochqualifizierte Verwaltungsarbeit zu schlecht bezahlt werden bis hin zu der von 1996 stammenden Hausmeisterrichtlinie, die dringend den heutigen Anforderungen im Hinblick auf eine höhere Frequentierung der Schule angepasst werden muss. Spezielle Fortbildungsmöglichkeiten für Schulleiter, um die notwendige Verwaltungsaufgaben bewältigen zu können, wurde vorgeschlagen.
Ein weiterer Kernpunkt der Diskussion war das Thema der Finazierung von Schulen. Insbesondere die z. T. mangelnde Kooperation des Landes mit den Kommunen als Schulträger wurde kritisiert. Hier müsse es eine deutlich verbesserte Zusammenarbeit geben, gerade im Hinblick auf knappe kommunale Kassen.
„Gute Bildung kostet, schlechte noch viel mehr“ - mit diesem Satz brachte Frauke Heiligenstadt die Diskussion auf den Punkt: es gibt viel zu tun, das wird viel Geld kosten, aber letztlich geht es um unsere Kinder und damit in unsere Zukunft. Nur mit guter Bildung kann eine Gesellschaft den Herausforderungen der Zukunft begegnen.

„Bildung geht heute an den Kindern vorbei“, mit diesem Satz charakterisierte Sylvia Meier am Schluss des Abends die bisherige Bildungspolitik der CDU-FDP-Landesregierung. „Eine derartige Bildungspolitik und Verschwendung von Potential können wir uns nicht leisten“ - so Meier. Angst, dass es zu spät sein könnte hat Sylvia Meier nicht: „Wenn ich sehe, mit welchem Kreativpotential die Fachkräfte im Bereich der Kinderbetreuung, Erziehung und Bildung aus diesen katastrophalen Umständen das bestmögliche für die Kinder rausholen, dann bin ich überzeugt, dass wir die notwendigen Reformen mit der SPD als Landesregierung auch schaffen werden“. Dieses Schlusswort von Sylvia Meier machte Mut und so endete nach zweieinhalb Stunden eine spannende und interessante Bildungsveranstaltung.